Diese Diskussion nimmt Züge einer Kreisbewegung an... kein Wunder, es diskutieren ehrlichgesagt die Falschen am falschen Ort. Das Ganze erinnert mich an eine Diskussion, die vor kurzem in der {progrock-dt]-Liste lief, da ging's um „Sind illegale Downloads schuld am Rückgang bei Verkäufen von Prog-CDs“. Da haben vermeintlich Betroffene – Bands und Labels – mit vermeintlich „Schuldigen“ - Fans und Downloader – diskutiert. Allerdings haben sich an der Diskussion vor allem diejenigen beteiligt, die ohnehin Cds ohne Ende kaufen und die waren entsprechend angepisst.
So ein bisschen ist das auch hier... da gibt’s vermeintlich „Betroffene“ - Veranstalter und Bands“ und die anderen, die Fans und Konzertbesucher. Wenn schon müssten sich ja hier diejenigen äußern, die nicht auf Konzerte gehen (okay, ein paar Äußerungen gab's ja schon), denn die müßten ja sagen, was sich ändern müßte. Weil sind wir mal ehrlich: Wenn jeder Progfan, der hier im Forum registriert oder in der [progrock-dt] dabei ist oder der regelmäßig die babyblauen Seiten liest, auch regelmäßig auf Konzerte gehen würde, dann gäbe es kein Wehklagen. So kleine ist die „Community“ dann gar nicht. Also muss doch gefragt werden „Warum kriegen die Leute den Arsch nicht hoch?“ oder was sind eben Hinderungsgründe...
Ich weiß es leider auch nicht, aber für mich zumindest habe ich einige wesentliche schon genannt, die mich davon abhalten noch mehr Konzerte zu besuchen: Familie, Beruf und Geld (= Nachwuchs, Hausbau, CD-Kauf etc.). Daran kann ich leider nichts drehen, also werde ich nur die Konzerte und Festivals besuchen, die wirklich außergewöhnliches bieten oder aufgrund meines Fantums ein „Muss“ sind. Und so Sachen wie das Prockfest beispielweise, dass bei mir aufgrund seiner musikalischen Ausrichtung unter „nett, aber nicht essentiell“ läuft fallen halt dann hinten runter.
Noch ein paar Gedanken zu Dingen, die mir in der Diskussion aufgefallen sind:
Ich sach ma, Prog ist unter Umständen vielleicht garnicht dazu geeignet
im Rahmen eines Festivals, das u.U. recht lange geht, präsentiert zu
werden.
Das mag sein... allerdings muss man sich ja nicht immer alle Bands anhören. Das machen ja vermutlich andere Besucher auch so, dann kann man am Rande der Konzert nett miteinander quatschen und so ergibt sich vielleicht wieder eine ganz neue Gemeinschaft...
lange Anfahrtswege
Klar, dass ist ein Problem und wenn zum Eintritt und Fahrtkosten auch noch die Übernachtung dazukommt, dann wird’s auch ein finanzielles Thema... also nur eintägige Veranstaltungen?
Publikum zu alt und zu bequem?
Ja, das glaube ich auch... Beispiel: Vor Jahren gab es im Münchner Raum eine Art Stammtisch, eine Unterfraktion der [progrock-dt] sozusagen, dessen Mitglieder auch regelmäßig auf Konzerten und Festivals aufgeschlagen sind. Dies hat sich schleichend aufgelöst und die Leute waren großteils lange nicht mehr gesehen... auch ein Nachwuchs-Problem und siehe oben, Alter, Familie, Verpflichtungen usw.
Reunions / Coverbands / „was der Bauer net kennt, frisst er net“
Ja, die Leute geben ein Heidengeld für halbgare Reunions (Genesis) oder Cover-Shows (The Muscial Box, Echoes) aus, aber gehen nicht zur „kleinen Progband nebenan“ oder gar zu Events, bei denen ja lauter Bands spielen, die ich gar nicht kenne (das waren z.B. Auch die Reaktionen hier im Forum, wenn's um die FreakParade in Würzburg gegangen ist). Ja, wenn man nichts mehr Neues entdecken will, warum ist man denn dann Progfan?
Da liegt für mich auch eine Erklärung für den relativen Erfolg von „Night of the Prog“ auf der Loreley... neben der kultigen Location ist es natürlich die Auswahl von „sicheren“ Bands, die eine große Fanbasis haben. Saga-Konzerte waren auch in Zeiten ausverkauft, als die Band den letzten Schrott auf CD veröffentlicht hat... oder Fish, na ja, lassen wir das
Werbung, Marketing etc.
Auch das muss vielleicht manchmal noch professionalisiert werden, allerdings glaube ich schon, dass wenn jemand informiert sein will, dann schafft er das heutzutage auch...
Mischung von Pop - Rock – Prog auf Festivals
Hmm... ich weiß nicht, für mich wäre das keine rechte Lösung, weil ich eigentlich keine Popmusik hören will, wenn ich auf ein Prog-Festival fahre. Das Beispiel Ray Wilson zieht für mich nicht so recht, weil der zumindest prog-affin ist. Aber vielleicht käme es mal auf einen Versuch an. Aber bei der FreakParade war dieses Jahr am Freitag eher was Avantgardistisches (Sleepytime Gorilla Museum) geboten, am Samstag eher was melodischeres, das hatte auch nicht zur Folge, dass sich hier eine größere Mischung angezogen gefhlt hätte. Eher kamen die Leute dann gezielt Freitag oder Samstag.
Wenn sich Prog nicht weiterentwickelt wird auch das Publikum aussterben! Dem Prog fehlt momentan der zündende Funke. Und da kann man marketingtechnisch noch so viel Aufwand treiben, wenn Du die Menschen nicht in größeren Mengen bewegst, dann läuft kommerziell halt nichts.
Äh.... na ja, wie man sieht dringen neuere Entwicklungen noch nicht einmal bis in unsere Kreise durch.... Prog ist immerhin ein Thema auch in alternativen Postillen wie dem „Visions“ oder „ME / Sounds“, von Spiegel Online mal ganz zu schweigen. Crossovers wie The Mars Volta, Coheed and Cambria, 3 usw. Sprechen für sich, man muss sie halt nur wahrnehmen. Auch im Avantgarde-Bereich tut sich was, nur mal Sleepytime Gorilla Museum als Beispiel zu nennen. Da gibt es auch Sachen, die Prog mit Pop verbinden und so neues schaffen, siehe Stolen Babies, The Dear Hunter usw.
Und natürlich auch Tool, Porcupine Tree und Konsorten, die schon ein anderes Publikum auch ziehen. Daneben halten „Urgesteine“ wie die Flower Kings die Fahne des klassischen Progs hoch. Also sowenig Bewegung sehe ich da nicht. Vielleicht ist das eher schon ein „Zuviel“ und die Leute ziehen nicht mehr mit und hören sich lieber mal wieder zu Hause „Close to the edge“ unterm Kopfhörer an?
Wieviele von Euch verfolgen eigentlich die ganzen Prog-Radioshows, die so angekündigt werden?
Jau im Moment ist es unheimlich schwer etwas zu performen das zum zuhören auffordert ohne tanzbar zu sein.
Echt? Warum muss man auf einem Konzert tanzen? Aber bitte: Fragt mal Brett Kull von Echolyn, wie das war in Würzburg, oder Claudio Mirone von Gecko's Tear... zu Prog kann man auch „tanzen“
)
Soweit mal meine Gedanken... in Struktur bringe ich das jetzt nicht mehr... sorry.
Am sympathischsten in der Diskussion bisher finde ich die Idee von Fix, dass sich Besucher zu drei großen Festivals bekennen sollten, damit diese eine Planungsgrundlage haben. Das wäre mal einen Versuch wert... denn wenn einmal der Durchbruch gelingt und eine Basis für weitere Aktivitäten geschaffen werden kann, die nicht immer wieder selbstgefährdende Gratwanderungen der Veranstalter bedingt, dann wäre schon viel gewonnen. Und das Ganze erscheint mir angenehm konkret und machbar. Und es wäre eine gute Nutzung der "Community", so vorhanden...
Uff, ThomK